Die Geschichte der Pfarrgemeinde St. Maximilian Kolbe in Finkenberg

Im Jahr 2012 feiert die Gemeinde ihr 40-jähriges Bestehen. Ostern 1972 wurde die erste Hl. Messe gefeiert.

Im Folgenden wird ein Bericht die 40 Jahre kommentierend zusammenfassen:

Teil 1: Maximilian Kolbe Gemeinde 1972-1992

Teil 2: Das Gemeindezentrum St. Maximilian Kolbe

Teil 3: Die Jahre von 1992-2011

Kirchplatz

Teil 1: Maximilian-Kolbe-Gemeinde von 1972 – 1992

Planung einer „ menschenfreundlichen Stadt“

Am Anfang steht ein Wort-Ungetüm: „Demonstrativbauprogramm“; es benennt ein Siedlungsprojekt, initiiert von der Politik – später von den Menschen kurz „Demo“ genannt. Geplant ist auf einer großen Fläche Ackerland zwischen Eil und Gremberghoven ein riesiges Neubaugebiet. Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten sollen hier nebeneinander und miteinander menschenwürdig  leben können. Vorgesehen sind, neben der ganzen Bandbreite modernen Bauens vom Bungalow bis zum Hochhaus, freie, begrünte Flächen zur Erholung und alle notwendigen Einrichtungen für die Bedürfnisse des täglichen Lebens;  „menschenfreundliche Stadt“, so klingt das dann  offiziell und, wie sich später herausstellt, sehr euphemistisch.

Beginn  des Gemeindelebens

In dem nach und nach wachsenden Gebiet – in wenig „menschenfreundliche“ Dimensionen hinein, die ursprünglich wohl  nicht so geplant waren – entfaltet sich ab 1971 auch ein evangelisches und katholisches Gemeindeleben. Auf katholischer Seite ist es Rektor Benno Leiverkus, der mit seinem Seelsorge-Team (Schwester Lucia, Werner Oermann und Klaus Stangier) im November ins Gerlinghochhaus einzieht. In einem hier angemieteten Ladenlokal wird  Ostern 1972 erstmalig Gottesdienst gefeiert – ein bescheidener, aber auch folgenreicher Beginn für die Zukunft und das Selbstverständnis der Gemeinde. Doch kann es sich bei dieser räumlichen Lösung nur um ein Provisorium  handeln, ein Provisorium allerdings, in dem die Gemeinde nicht nur zum Gottesdienst zusammenkommt: Im so genannten „Kirchenladen“ begegnen sich die Menschen aus den unterschiedlichsten Anlässen und identifizieren sich mit diesem Stil des Gemeindelebens, für den der einfache Raum auch symbolisch steht – einen Stil der Einfachheit im liturgischen Vollzug, menschlicher Nähe und Hilfsbereitschaft im Miteinander, aber auch aktiver Solidarität mit den Armen in der Ferne. (Bereits hier wächst ein Verantwortungsgefühl, das schließlich zu einem viele Jahre währenden Projekt führen wird – einer finanziellen Unterstützung der Comboni-Missionare in Afrika. Eine Frauengruppe in der Gemeinde organisiert viele Basare. Von den eingenommenen Geldern werden in „Kariobangi“, einem Slumgebiet von Nairobi, eine Schule gebaut und  die tägliche Schulspeisung finanziert.)

Planung und Bau der Maximilian-Kolbe-Kirche

Schon bald  konstituiert sich der „Arbeitskreis Gemeindezentrum“, der von nun an die weitere Planung für den Kirchenvorstand von St. Michael in Eil und das Generalvikariat in Köln vorantreibt. 1974 schließlich beauftragt der KV Eil die Architekten Hans Schilling, Heinz Schwarz und Edmund Fuchs mit der Planung des katholischen Gemeindezentrums. 1976 erteilt das Generalvikariat schließlich die Baugenehmigung. Im April 1977 schenkt Dombaumeister Dr. Wolff der Gemeinde einen Stein vom Kölner Dom  für die neue Kirche; er wird am 8.5.1977 von Weihbischof Dr. Augustinus Frotz in einem feierlichen Gottesdienst unter freiem Himmel als Grundstein gelegt. Kardinal Höffner bestimmt den seligen Pater Maximilian Kolbe zum Patron der neuen Kirche. Am 30.9.1978 feiert die Gemeinde den Eröffnungsgottesdienst in der neuen Maximilian-Kolbe-Kirche und die Einweihung des Gemeindezentrums mit Weihbischof  Dr. Frotz. (Siehe: Beschreibung des Kirchenraums, wie er sich heute darstellt)

Umzug in  die neue Kirche

Es sind für viele Gemeindemitglieder gemischte Gefühle, mit denen sie aus ihrem „Kirchenladen“ in das schöne moderne Gotteshaus umziehen. Die Sorge ist groß, es könne etwas von der urkirchlichen Nähe, „der Armut und Einfachheit“, des menschlichen Miteinanders, verloren gehen. Um etwas von dem Geist der „Demo-Gemeinde“ in die neue Kirche „hinüberzuretten“, werden die Gemeindemitglieder aufgerufen zu einer symbolischen Handlung: Sie dürfen ihre Namen in noch nicht verbaute Steine ritzen, sichtbar heute an der Innenwand der Marienkapelle.

Doch die „Pionierzeit“ – immer noch mit Konzilswind im Rücken – dauert an, der Geist der Kirchenladenzeit wirkt weiter im Neubaugebiet, das nun den Namen „Finkenberg“ erhält. Die Bürgergemeinschaft „Brüsseler Ring“ hat sich für diesen eigenständigen Namen stark gemacht; er ist angelehnt an „Fingelsberg“, die alte Flurbezeichnung des Gebietes. Anfang Februar 1979 wird das Rektorat zur Pfarrei erhoben, am 17.6. der Kirchenvorstand gewählt, und am 16.8. konstituiert sich der erste Pfarrgemeinderat.

Ökumene auf dem Kirchenhügel

Ein ganz besonderes Datum für die evangelische und katholische Gemeinde ist der 2. Mai 1982, der Tag der Grundsteinlegung für die evangelische Hoffnungskirche; sie liegt – wie die Maximilian-Kolbe-Kirche und  die Kirche der „Freien Christengemeinde – auf dem so genannten „Kirchenhügel“ An diesem Festtag des 2. Mai läutet eine Patenglocke aus Wojenthin, Kreis Köslin (Pommern), aus dem Jahre 1521 zum ersten Mal im Turm der Maximilian-Kolbe-Kirche für beide Gemeinden. Die Glocke ist eine Leihgabe der evangelischen Gemeinde und läutet seitdem zu den evangelischen und katholischen Gottesdiensten; und dieses Glockengeläut bleibt  ein starkes Zeichen lebendiger Ökumene zwischen den beiden Gemeinden.

Pfarrerwechsel nach 10 Jahren des Aufbaus

1982 verlässt Pfarrer Benno Leiverkus die Maximilian-Kolbe-Gemeinde, um die Pfarrstelle an St. Rochus in Bonn-Duisdorf zu übernehmen. Als neuer Pfarrer wird Bernhard Antony Anfang Dezember eingeführt. Für die Gemeinde bedeutet der Pfarrer-Wechsel zunächst eine tiefe und schmerzhafte Zäsur. Der äußere Aufbau ist abgeschlossen; und er ist verbunden mit dem unermüdlichen Einsatz von Pfarrer Benno Leiverkus, der Gemeindeschwester Lucia  und vieler ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer. Die Fülle der Aktivitäten einer jungen christlichen  Gemeinde in einem modernen Neubaugebiet hat die Menschen zu einer großen solidarischen Familie miteinander verbunden, die über die Gemeindegrenzen hinaus ausstrahlt. Denn nicht zuletzt gehören Offenheit und Gastfreundschaft zum Selbstverständnis der Maximilian-Kolbe-Gemeinde. Und da sich inzwischen sehr  viele Katholiken aus Nachbargemeinden hier beheimatet fühlen, ist wohl  eher von einer Personalgemeinde als von einer Ortsgemeinde zu sprechen. Allerdings bekommt der Gemeindecharakter gegen Ende des ersten Dezenniums   eine zusätzliche Farbe durch den Zuzug vieler Spätaussiedler aus Polen und ihre stärker auf den innerkirchlichen Bereich ausgerichteten Frömmigkeit. Als besondere Aktivposten bleiben am Ende dieser ersten zehn Jahre  eine sehr lebendige und breit gefächerte Jugendarbeit  und vielfältige ökumenische Aktivitäten – Kinderbibelwochen etwa, ein gemeinsamer Pfarrbrief ( hier geht die Zusammenarbeit über  16 Jahre)  und die Feier der Kar- und Ostertage. Der Chor der Gemeinde bringt sich ein in eine menschennahe, lebendige Feier der Eucharistie, ermutigt zum Mitsingen auf breiter Basis – nicht zuletzt mit neuen geistlichen Liedern und allgemein beliebten Taizé-Gesängen. Auf  diesem guten Fundament kann der neue Pfarrer die Gemeinde weiterführen.

Gemeindeleben  mit neuen Schwerpunkten

Nun geht es verstärkt darum, nach den Jahren des Aufbaus mit dem neuen Pfarrer den Weg in eine vertiefte Spiritualität zu finden, die aber gleichzeitig ausstrahlen soll zu den Menschen in einer modernen Großstadtsiedlung. Und in dieser Verbindung setzt Pfarrer Bernhard Antony in der folgenden Dekade starke Akzente, die vielen Gemeindemitgliedern bis heute unvergessen sind. Pfarrer Antony ist als CAJ-Präses zutiefst geprägt von der Begegnung mit jungen Arbeitern. Hier sei er, wie er es formuliert „vom Kopf auf die Füße gestellt“ worden. Gemeinsam mit der Dominikanerin Sr. Melchior, die lange in Afrika gewirkt hat, versucht er die Menschen abzuholen in ihrem Alltag und zu ermutigen, hier Gottes Spuren zu entdecken. Viele Frauen und Männer der Gemeinde werden zu selbständiger Mitarbeit geführt. Selbstbewusst sollen sie, ihrer „geistlichen Verantwortung“ und ihrer besonderen Würde als Getaufte entsprechend, Aufgaben übernehmen. Viele Charismen werden auf diese Weise geweckt und für die Gemeinde in mannigfaltigen Aktivitäten fruchtbar. Der Abschied nach 10 Jahren ist nicht weniger schmerzlich für die Gemeinde als der vom ersten Pfarrer, Benno Leiverkus.

Zwei Jahrzehnte mit zwei charismatischen  Pfarrern hat die Maximilian-Kolbe- Gemeinde erlebt. 1992 muss sie sich dann auf eine tief greifende Veränderung einstellen. Das neue Seelsorgeteam ist beauftragt, die vier Ortsgemeinden „ St. Maximilian Kolbe“, „St. Michael“, „Fronleichnam“ und „Heilig Geist“ zu einer Gemeinde zusammenzuführen. Dieser schwierige – vor allem dem wachsenden Priestermangel geschuldete Prozess – erstreckt sich erneut über einen Zeitraum von fast 10 Jahren.

Gunnar Valk

Teil 2: Das Gemeindezentrum St. Maximilian Kolbe

(„Planung und Bau“ siehe: „Geschichte der Maximilian-Kolbe-Gemeinde)

 Die  Kirche

Es ist rein äußerlich der Weg von einem einfachen Kirchenladen zu einem Mehrzweckbau nach Plänen von Hans Schilling, Heinz Schwarz und Edmund Fuchs, in dem Gottesdienst gefeiert wird und Gemeindeleben auf vielfältige Weise stattfinden kann. Zwei Wesenselemente nachkonziliaren Geistes jedoch haben diesen Weg entscheidend geprägt: der Wandel im theologischen Verständnis des Kirchenbaus und eine lebendige Gemeindepraxis in einem modernen Neubaugebiet.   

Betritt man das Gemeindezentrum durch den Haupteingang, steht man in einem Vorraum vor der Eingangsfront zur eigentlichen Kirche mit mehreren großen Türen, die allesamt einen Durchblick in den kirchlichen Raum gewähren. Geht man durch die äußerste rechte Tür, fällt der Blick auf den Altartisch und auf ein dahinter liegendes senkrecht angeordnetes, schmales Fensterband auf der linken Seite der Stirnwand; es ist klarsichtig und raumhoch und lässt das gegenüberliegende Gerlinghochhaus erkennen. So bleibt das Neubaugebiet mit seinen Hochhäusern, in denen viele Menschen leben, auch im Innenraum der Kirche präsent – so sehr diese sich durch ihre äußere und innere Bauweise mit Ziegelsteinen auch von ihrer Umgebung wohltuend abzusetzen vermag. Im Blick „nach draußen“ kann symbolhaft ein Anliegen Johannes XXXIII. wahrgenommen werden, das zu den wichtigsten seines Pontifikats gehörte: das „Aggiornamento“, das „Heutigwerden“ der Kirche, das Öffnen der „Fenster zur Welt“ hin.  

Betritt man den Kirchenraum durch die äußerste linke Tür, wird der Blick angezogen von einem waagerechten, gleichfalls durchsichtigen Fensterband, durch das man vor allem in den Himmel schauen kann. So wird der Kirchenbesucher hereingenommen ins Spannungsfeld von Erde (linkes Fenster) und Himmel (rechtes Fenster), Welt und Gott, Alltag und Festtag, Arbeitswelt und Muße.

Der auf einem trapezähnlichen unregelmäßigen Grundriss basierende Raum kann in Bezug auf Altar und Bestuhlung variabel genutzt werden (eine umgesetzte Erfahrung aus der Kirchenladenzeit), was im Laufe der Jahre auch immer wieder geschehen ist. Wichtig dabei ist allerdings der Grundgedanke – Rudolf Schwarz, der Vater des modernen Kirchenbaus, benutzte das Bild des „offenen Rings“ – dass der Altar für alle Mitfeiernden gut sichtbar bleibt. Schon im Kirchenladen stand der Altartisch an der offenen 4. Seite eines aus Stühlen gebildeten Karrees. Von dort wurde der von Egino Weinert 1972/73 geschaffene Altar in die neue Kirche mitgenommen.

Er ist bewusst – wiederum in Anlehnung an die schlichte Form der Anfänge im Kirchenladen – als Tisch gestaltet und zeigt in seinem metallenen Untergestell  Motive aus dem Neuen Testament: „Fußwaschung“, „Hochzeit zu Kana“, „Speisung der Fünftausend“ und die „Jünger von Emmaus“. An der Stirnwand hinter dem Altar sind in der Waagerechten, auf den „nackten“ Ziegelsteinen, die Stationen  eines modernen Kreuzwegs aufgehängt; sie beginnen am linken senkrechten Fensterband („Verurteilung durch die Welt“) und verlaufen in Richtung des  waagerechten Fensterbandes („Auferstehung und Auffahrt zum Himmel.“) Diese horizontale Linie wird gekreuzt von einer senkrechten, vom hoch gehängten farbenfrohen Wandbehang „Der 7. Schöpfungstag“ zum darunter liegenden Gedenkort für Maximilian Kolbe.

Unter dem Bild des Pfarrpatrons ist im Fußboden ein Stück nackten Betons belassen; es soll  an den Hungerbunker im KZ Auschwitz erinnern. Das darauf liegende schwarze Holzkreuz  stammt aus dem Geburtsort Maximilian Kolbes, aus Zdunska-Wola. Es wurde der Gemeinde Ostern 1988 als Gastgeschenk überreicht von ehemaligen polnischen KZ-Häftlingen, die Maximilian Kolbe zum Teil noch gekannt hatten. Zu ihnen war  seit längerem eine herzliche Freundschaft aufgebaut worden, die in berührenden Briefen und gegenseitigen Besuchen ihren Ausdruck fand. Auch für diese Verbundenheit ist das schlichte Holzkreuz ein bleibendes Zeichen. So sind   im erweiterten „Altarraum“ eine waagerechte und eine senkrechte  Bedeutungslinie miteinander verbunden, von denen jede einzelne ihren eigenen inneren Spannungsbogen hat.

Der Kreuzweg wurde von Diether Valk nach Entwürfen von Alfred Kupper in Natursteinmosaik gearbeitet – einige Stationen waren bereits im Kirchenladen aufgehängt. Die Künstler haben versucht, den Leidensweg Jesu in unsere Zeit hereinzuholen – eine Zeit anhaltender Gefährdung der Menschheit durch Haß und  Gewalt, weltweite Not und Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen, Unfreiheit und Unterdrückung und die Gefahr globaler Katastrophen.

Der Wandbehang in Seidenmalerei nach einem Entwurf von Monika Möller und Monika Jilke „preist“ die Schönheit der Schöpfung in leuchtenden Farben, den „7. Schöpfungstag“ als einen paradiesischen Urzustand, bevor der Mensch seine Unschuld verlor. An diesem Behang haben Frauen aus der Maximilian-Kolbe-Gemeinde zwei Jahre gearbeitet und ihn 1987 der Gemeinde übergeben.

Mit Hinweisen auf die Schöpfungsgeschichte ist auch der Fußboden gestaltet – eine Fliesenarbeit von Paul Bahlke. In floralen Linien sind Blatt- und  Blütenmotive sowie Ursprungselemente der Fauna zu erkennen, eingebunden in geometrische Formen – mit Bevorzugung des Kreises. Und mit der Darstellung eines modernen Fortbewegungsmittels wird der Bogen in unsere Gegenwart geschlagen: Fahrräder auf der Innenseite eines Kreises. Dieser Boden und sein Gestaltungsprinzip werden fortgeführt bis in die angrenzenden Gemeinderäume und verbinden so das gottesdienstliche Leben mit den übrigen Aktivitäten der Gemeinde.

Nicht zuletzt hat auch die Marienverehrung ihren Ort in einer Seitenkapelle auf der linken Seite. Hier hängt ein Bildnis der „Schwarzen Madonna von Tschenstochau“  – ein schöner Bezug zum Marienverehrer Maximilian Kolbe und seinem Heimatland.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Kirche im Maximilian-Kolbe-Gemeindezentrum atmet insgesamt den Geist ihres Namenspatrons, eines außergewöhnlichen Heiligen des 20. Jahrhunderts.

                                                                                                              Gunnar Valk

Teil 3: Die Jahre von 1992  –  2011

Der Weg zur  einen Pfarrgemeinde

Die Geschichte der Maximilian-Kolbe-Gemeinde in den ersten 20 Jahren (1972 – 1992) ist wesentlich charakterisiert durch ihre neuartige – und auch für die Zeit ungewöhnliche – Eigenständigkeit (siehe: „Geschichte der ersten 20 Jahre). Das sehr lebendige Gemeindeleben vor Ort in Finkenberg hat sich nicht zuletzt ausgerichtet auf das moderne Neubaugebiet mit Hochhauscharakter, einer multinationalen Bevölkerung und einer schwierigen Sozialstruktur. (Es ist nach und nach bedauerlicherweise eine Zweiteilung entstanden zwischen Eigenheim- und Hochhausbewohnern!)

Ab 1992 muss die Eigenständigkeit der Gemeinde nach dem Weggang von Pfarrer Bernhard Antony allmählich aufgegeben werden. Und die folgenden  Jahre stehen dann im Zeichen des Zusammenführens und Zusammenwachsens von vier Ortsgemeinden  („St. Michael“, “Heilig Geist“, „St. Fronleichnam“ und „St. Maximilian-Kolbe“) zu einer Gemeinde mit dem Namen „ St.- Maximilian-Kolbe-Pfarrei“.

Im Jahre 1991 hat das Erzbistum den Pastoralplan 2000 verabschiedet – eine Reaktion auf den Priestermangel – mit dem Ziel, die Gemeindelandschaft im Bistum neu zu ordnen. Vor diesem Hintergrund folgen Pfarrer Antony im Juli 1992 als Seelsorgeteam für die vier Gemeinden: Pfarrer Ulrich Herz und die Kapläne Jan Opiéla und Klaus Kugler. Sie sind von Kardinal Meisner beauftragt, die vier Gemeinden zusammenzuführen.

Die Anfänge dieser Neuordnung sind mit großen Spannungen verbunden. Dabei geht es zunächst erst einmal um eine engere Zusammenarbeit der vier Gemeinden. Doch diese haben bis dahin ihre je eigene Geschichte; sie unterscheiden sich in ihrer sozialen Struktur, ihrer pastoralen Ausrichtung und einem Gemeindeleben mit gewachsenen Formen und Bräuchen im heimatlichen Ortsteil. So bleibt es nicht aus, dass viele Gläubige die beabsichtigte Bildung größerer Einheiten als Verlust an Nähe empfinden. Die Vorstellung, dass in einem offenen Aufeinanderzugehen alle sich gegenseitig bereichern können, vermag diesen befürchteten Verlust in ihren Augen kaum aufzuwiegen. So bleibt es nicht aus, dass im Spannungsfeld von gelebtem Glauben in einer vor Ort gewachsenen Gemeinde und der angestrebten strukturellen Neuordnung auch das Verhältnis zwischen Laien und Hauptamtlichen zeitweilig nicht unbelastet ist.

Zu einem ersten Ergebnis der vielfältigen Bemühungen kommt es dann 1996 mit der definitiven Bildung des Seelsorgebereichs A, bestehend aus den vier genannten Gemeinden. (Pfarrer Miebach, der langjährige Pfarrer von St. Fronleichnam, ist inzwischen seit 1995 im Ruhestand.)        

Nach vorsichtigen – mal mehr, mal weniger gelungenen – Annäherungen und versuchten Gemeinsamkeiten (bei Gremien, Chören und in den verschiedenen Gruppen) wird 1998 ein weiterer Schritt auf die eine Pfarrei hin getan. Jochen Thull, der 1997 die Kapläne Jan Opiéla und Klaus Kugler abgelöst hat, wird neben Ulrich Herz zweiter Pfarrer für den gesamten Seelsorgebereich A.

Die Arbeit der Projektgruppe „Eine Pfarrei“ führt schließlich zu der brieflichen Bitte an Kardinal Meisner, die vier Gemeinden („St. Michael“, „Heilig Geist“, „St. Fronleichnam“ und „St. Maximilian Kolbe“) aufzulösen und eine Pfarrei mit dem Namen „St. Maximilian Kolbe“ in den Grenzen der ehemaligen vier Gemeinden zu errichten. Diesem Wunsch wird entsprochen. Ab 1.1.2001 gilt diese Neuordnung dann auch offiziell. Hauptverantwortlicher Pfarrer dieser neuen Gemeinde ist dann Jochen Thull, während Pfarrer Ulrich Herz einige Zeit später als Pfarrer nach Velbert berufen wird.

Die eine Maximilian-Kolbe-Pfarrei

Der Prozess der Zusammenlegung ist  im Organisatorischen theoretisch vollzogen, dauert aber in der praktischen Umsetzung an – nicht zuletzt in der Zusammenführung der einzelnen Gruppierungen (Gremien, Chöre und andere Gruppen in der Pfarrei), und dieser Prozess gerät auch immer wieder da ins Stocken, wo es nicht gelingt, die Menschen überzeugend mitzunehmen.

Für alle wohltuend steht im September 2002 ein Ereignis an, das „grenzüberschreitend“ die Gläubigen in der Maximilian-Kolbe-Kirche zusammenführt: die feierliche Einweihung der neuen Orgel, für deren Anschaffung die Menschen in der Gemeinde seit den 70er Jahren gespart und viele kleine Beträge zusammengetragen haben. Wenn auch am Ende nur eine Kompromisslösung möglich ist (die kleine Seiffertorgel der Gemeinde und eine ältere ausgebaute aus Radevormwald werden zusammengeführt), sind die Menschen und auch die Chorgemeinschaft Maximilian Kolbe dankbar für den Zugewinn an musikalischen Möglichkeiten.

Diesem Gewinn steht allerdings im  Jahre 2005 wieder ein schmerzlicher Verlust für die Gläubigen in Gremberghoven gegenüber – die Übergabe ihrer Kirche „Heilig Geist“ an die serbisch-orthodoxe Christengemeinde, wie verlautet, aus finanziellen Gründen. Hier müssen sich die Menschen nach dem Verlust ihrer Eigenständigkeit nun auch noch von der Kirche trennen, wo ihre persönliche Glaubensgeschichte und ihre religiöse Heimat verortet ist.

Zu den besonderen Aktivposten des  Dezenniums nach 2001 gehören zweifellos zwei für die neue Pfarrei wichtige Ereignisse: Im Mai 2005 übernimmt der Verein „Haus der Offenen Tür“ mit der OT “Arche Nova“ das Jugendzentrum in Finkenberg; und im Mai 2008 wird die Kindertagesstätte Maximilian Kolbe (seit 2003 in Räumen des Gemeindezentrums untergebracht) – gemeinsam mit der Tagesstätte in Fronleichnam – als „Familienzentrum“ anerkannt. Beide Einrichtungen leisten eine verdienstvolle und notwendige Arbeit in diesem multikulturellen Stadtteil, in dem überdurchschnittlich viele Kinder und Jugendliche leben – in zum Teil schwierigen sozialen Verhältnissen. Die generationenübergreifende Betreuung auf der Basis eines weltoffenen christlichen Menschenbildes ist in Netzwerkverbindungen weit gefächert und hilft vielen, in dieser internationalen „Weltgemeinschaft im Kleinen“ menschenwürdiger zu leben.

Als 2009 Berthold Wolff Pfarrer Jochen Thull ablöst, ist eine gewisse Normalität eingetreten im Prozess des Zusammenwachsens der einzelnen Gemeinden zur einen Maximilian-Kolbe-Pfarrei mit ihren drei Filialkirchen „St. Michael“, „St. Fronleichnam“ und „St. Maximilian Kolbe“. Die im Vordergrund stehende Frohe Botschaft verbindet die Menschen der neuen Pfarrei über alle  Schmerzen und Brüche der Vergangenheit hinweg. Eine Fülle von Angeboten für Jung und Alt (siehe entsprechende Hinweise auf der Startseite) vermittelt insgesamt das Bild einer aktiven, lebendigen „Groß-Gemeinde“.

                                                                                                                            Gunnar Valk

Katholische Kirchengemeinde Köln Porz